
WARUM Happy Schools?
In unseren herausfordernden Zeiten ist es von großer Notwendigkeit, Resilienz, Mitgefühl und Kreativität von Lehrkräften, Pädagog*innen und Schulleitungen zu stärken, sodass sie sich wieder besser mit ihren eigenen, tiefen Quellen ihres pädagogischen und menschlichen Impulses verbinden und aus diesen heraus ihre Arbeit neu ergreifen und gestalten können. Das Wohlbefinden aller Mitglieder einer Schulgemeinschaft ist eine grundlegende Voraussetzung für gute akademische Leistungen. Die Stärkung einer Schulkultur, in der soziales und emotionales Lernen einen hohen Stellenwert hat, ist dafür der Schlüssel.

Dr. Ha Vinh Tho - Schirmherr des LIFE Lean In For Education e.V. und Gründer des EURASIA Learning Instituts for Happyness and Wellbeing
Dr. Andreas Schleicher, Direktor der PISA Studie der OECD
In diesem Zusammenhang hat die OECD gemeinsam mit dem Eurasia Learning Institute die PISA Studie um das „Happy Life Dashboard“ erweitert, welches bereits in vielen Ländern zur Anwendung gekommen ist.
Uns bewegen die Fragen:
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Wie kann es gelingen, in einer in einer Schulgemeinschaft Zusammenhalt, Freude und Wohlbefinden zu stärken?
Wie können die dafür so wichtigen sozialen und emotionalen Kompetenzen individuell und kollektiv in ihrer Entfaltung gefördert werden?
Wir sind eine Gruppe von Menschen aus allen Bereichen des Bildungssystems, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, gemeinsam mit Interessierten und Begeisterten Antworten auf diese Fragen zu finden. Wir sind inspiriert von der Happy School Initiative des EURASIA Learning Instituts for Happiness and Wellbeing (Dr. Ha Vinh Tho) und dem neuen “Happy Life Dashboard” der PISA Studie (Dr. Andreas Schleicher). Dazu bieten wir ein weites Kompetenzfeld aus dem Bereich des Sozial-Emotionalen Lernens, der Achtsamkeit, der Konfliktarbeit und der Organisationsentwicklung.
Unsere Geschichte
Der Impuls – eine Konferenz in Bhutan
Vom 01. bis 06. Juni 2024 luden Tho Dr. Ha Vinh Tho, der ehemalige Direktor des „Gross National Happiness Center“
in Bhutan und Gründer des „Eurasia Learning Institute for Happiness and Wellbeing“ in der Schweiz und Dr. Andreas Schleicher (Direktor der PISA Studie der OECD) an die Royal University of Bhutan zum Bildungskongress „Reimagination Education from a Gross National Happiness Perspective”
ein. 250 Teilnehmende aus Schulen, Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen aus über 60 Ländern trafen sich, um sich über die Bedeutung des emotionalen und sozialen Lernens an Schulen für das Wohlbefinden und
die Leistungsfähigkeit junger Menschen auszutauschen.
Von herausragender Bedeutung auf diesem Kongress war
der Beitrag von Dr. Andreas Schleicher (PISA), der ein-drücklich deutlich machte, wie wichtig das Erlernen emotionaler und sozialer Kompetenzen für die Zukunft
des Lernens ist. Die Zukunft erscheint uns immer weniger vorhersehbar. Wir erleben eine Welt, zunehmender Krisen und Spannungen. Die damit verbundenen Ängste und
Sorgen führen nicht nur zu einem starken Anstieg psychischer Probleme. Wir sind dringender denn je auf (co)kreative Lösungen und das gemeinsame Finden neuer Wege für die Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen und die Förderung des Zusammenhalts einer globalen Gemeinschaft angewiesen. Unser Bildungssystem bereitet uns hier nicht nur nicht aus-reichend vor. Offensichtlich werden die dafür notwendigen sozialen und emotionalen Kompetenzen sogar zunehmend an ihrer Entwicklung gehindert.
Dr. Andreas Schleicher zeigte anhand von Messungen auf, dass die Kreativität von 15-jährigen in vielen Bildungssystemen deutlich geringer ist als die von 10-jährigen. Ein erschreckender Befund und ein beeindruckender Weckruf.



Das PISA Happy Life Dashboard
Andreas Schleicher zog daraus die Schlussfolgerung, dass die bisherige PISA Studie die Wirksamkeit unserer Bildungssysteme für die Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen nicht umfassend genug evaluiert. Er entwickelte das „Happy Life Dashboard“ in Anlehnung an die 9 Domänen für „Wellbeing“ aus dem Gross National Happiness (GNH) Ansatz von Ha Vinh Tho.
2022 wurden auf dieser Basis die sozialen und emotionalen Kompetenzen von 690.000 Jugendlichen im Alter von 15 Jahren in 81 Ländern gemessen. Damit liegt erstmals ein weltweiter Vergleich der Leistungsfähigkeit von Bildungssystemen in diesem Bereich vor und kann in Zusammenhang mit den Ergebnissen der klassischen PISA Studie betrachtet werden. Die Ergebnisse sollen demnächst veröffentlicht werden. Droht hier ein neuer „PISA Schock“?
Wie sieht das Dashboard am Beispiel Singapur nun konkret aus? Welche Fragen werden dadurch aufgeworfen?
Neue PISA Messungen
Wie relevant diese zusätzlichen Messungen sind, wird an diesem Beispiel besonders deutlich. Singapur ist mit 10 Punkten führend im Bereich der akademischen Leistungen. Aber die Ergebnisse des “PISA Happy Life Dashboard” zeigen deutlich die Stärken und die Schwächen des Systems auf. Die Schüler*innen sind grundsätzlich hoch motiviert, engagieren sich überdurchschnittlich im Rahmen der Angebote der Schule und sind sehr offen für Diversität. Sie sind aber vergleichsweise unglücklich, weisen eine geringe Resilienz auf, haben wenig Zeit für außerschulische Aktivitäten und verfügen deshalb auch über wenig soziale Kontakte. Insgesamt schneidet Singapur hier weit unterdurchschnittlich ab.
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Das wirft natürlich viele Fragen auf. Deshalb ist es wichtig genauer zu betrachten, welche Leistungsdimensionen mit dem „PISA Happy Life Dashboard“ gemessen werden. Diese sind:
1. Akademische Leistungsfähigkeit
bezieht sich auf das Wissen und die kognitiven Fähigkeiten, die die Schüler im Laufe ihrer Ausbildung erworben haben, sowie auf das Ausmaß, in dem sie das Gelernte zur Lösung von Problemen im wirklichen Leben einsetzen können. Sie ist der bisherige Fokus der PISA Studie
2. Psychisches Wohlbefinden
bezieht sich auf das Ausmaß, in dem Studierende positive Emotionen erleben, mit ihrem Leben zufrieden sind und glauben, dass ihr Leben Sinn und Zweck hat.
3. Handlungskompetenz und Engagement
Diese Dimension untersucht, ob die Schülerinnen und Schüler in der Lage und bereit sind, ihr eigenes Leben und die Welt um sie herum positiv zu beeinflussen, indem sie sich Ziele setzen, über ihre Rolle und Verantwortung nachdenken und verantwortungsbewusst handeln, um sich selbst zu verbessern und positive Veränderungen herbeizuführen.
4. Resilienz
bezieht sich auf die Überzeugung der Schüler, dass sie in der Lage sind, stressige und schwierige Situationen zu überstehen, sowie auf ihr Selbstvertrauen und ihre Autonomie als Lernende.
5. Engagement in der Schule
bezieht sich auf das Ausmaß, in dem die Schüler ihrer Zeit in der Schule einen Wert beimessen, sich beim Lernen anstrengen, um gute Ergebnisse zu erzielen, und ihren Lehrern helfen, ein produktives Lernumfeld zu schaffen.
6. Qualität der Beziehungen und Vitalität der Gemeinschaft
Diese Dimension erfasst sowohl die Quantität als auch die Qualität der sozialen Netzwerke der Schüler. Sie spiegelt das Ausmaß wider, in dem sich die Schüler von ihren Mitschülern akzeptiert und geschätzt fühlen, und ob sie Unterstützung und Fürsorge von ihren Eltern und Lehrern wahrnehmen.
7. Verhältnis zwischen Studium und Privatleben
Ein ausgewogenes bedeutet, dass man genügend Zeit für die akademische Arbeit aufwendet, sich aber auch Zeit für die anderen Bereiche des Lebens nimmt, einschließlich sozialer, sportlicher und kultureller Angebote.
8. Materielles und kulturelles Wohlergehen
Diese Dimension berücksichtigt, ob die Lebensbedingungen der Schüler für ihre kognitive und emotionale Entwicklung ausreichend sind und ob sie Zugang zu einem häuslichen Umfeld haben, das ihnen Möglichkeiten zur kulturellen Entwicklung bietet.
9. Offenheit für Vielfalt
Diese Dimension bezieht sich auf die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler, tiefe und respektvolle Beziehungen zu Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund aufzubauen, sich anderer Perspektiven bewusst und offen zu sein und die Sprache, Gewohnheiten und Konventionen anderer zu lernen.


Wie hat Deutschland im Ländervergleich abgeschlossen?
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Deutschland liegt bei der akademischen Leistungsfähigkeit und im « Happy Life Dashboard » nur im Mittelfeld der 82 Länder. Die Stärken liegen in der Resillienz, im psychologischen Wohlbefinden und in der Offenheit für Vielfalt. Deutliche Schwächen gibt es in den Bereichen Handlungskompetenz, Engagement, soziale Beziehungen, um im Verhältnis zwischen Studium und Privatleben und dem materiellen und kulturellen Wohlergehen.
Das eine hohe akademische Leistungsfähigkeit nicht grundsätzlich auf Kosten des Wohlbefindens und der sozialen und emotionalen Kompetenzen gehen müssen, zeigt das Beispiel Dänemark. Das Land weist in allen Bereichen überdurchschnittliche Messergebnisse auf.
Die „Happy School“
Initiative
Dr. Ha Vinh Tho entwickelte auf der Basis seines GNH Konzepts ein Training, welches die sozialen und emotionalen Kompetenzen einer Organisation und deren Individuen nachhaltig fördert. Dieses Konzept hat er auf die besondere Situation von Schulen angepasst (Happy Schools) und in den vergangenen Jahren in Vietnam erfolgreich erprobt, wo es nun breit ausgerollt wird. Über 60 Delegierte aus Vietnam berichteten auf der Konferenz in Bhutan über ihre Erfahrungen und ihre Begeisterung.

Wenn Sie mehr über die Geschichte und die wissenschaftlichen Hintergründe von Happy Schools erfahren möchten, laden Sie HIER den Global Report der UNESCO herunter.